Körperlich beeinträchtigte Menschen haben aufgrund
mangelnder Motorik oft Probleme, ihre Zähne ausreichend
zu pflegen und sind daher einem erhöhten
Risiko für Zahn- und Zahnfleischerkrankungen ausgesetzt.
Entsprechende Hilfsmittel und Tipps, die wir
Ihnen hier vorstellen, erleichtern Ihnen die häusliche
Mundhygiene.
Damit Sie Spätfolgen von unzureichender Zahnpflege
wirkungsvoll vorbeugen und Ihre eigenen Zähne bis
ins hohe Alter behalten können, sollten Sie sich ganz
besonders auf freiliegende Zahnhälse (Risiko von Zahnhalskaries),
das Zahnfleisch und der Zahnhalteapparat
konzentrieren. Widmen Sie dabei dem Übergang von
Zahn zu Zahnfleisch (Sulcus) und den Zahnzwischenräumen
(Interdentalräume) regelmäßig Zeit, denn in diesen
Verstecken fühlen sich Bakterien besonders wohl.
Und wenn Sie zum Lesen eine Brille benötigen, dann
hilft Ihnen diese auch bei der sorgfältigen Zahnpflege.
Auch die Einnahme von Medikamenten hat großen
Einfluss auf das Immunsystem in der Mundhöhle. Dies
kann etwa zu einer reduzierten Speichelfließrate führen,
was wiederum dem Angriff von Nahrungs- und Plaquesäuren
den Weg ebnet.
In Ihrer Mundhöhle befinden sich mindestens 130 so genannte
Mikroretentionsstellen (engste Bakteriennischen
in den Zähnen), die Sie zu Hause selbst nicht reinigen
können. In diesen schwer zugänglichen Stellen befinden
sich regelrechte Bakteriennester, die regelmäßig
(alle 3-4 Monate) von Ihrer Dentalhygienikerin gereinigt
werden müssen. Lassen Sie sich von uns Ihr individuelles
Zahnreinigungs-Programm zusammenstellen. Wir
beraten Sie gerne und umfassend.
Empfohlene Hilfsmittel bei manuellen und visuellen
Einschränkungen:
Wenn Sie zum Lesen eine Brille benötigen, dann setzen
Sie diese am besten auch beim Zähneputzen und
beim Reinigen von herausnehmbarem Zahnersatz auf.
Verwenden Sie bei Bedarf einen Kosmetikspiegel mit
5-facher Vergrößerung und Lichtunterstützung.
Dank hoher Bewegungsfrequenz besitzt eine elektrische
Schallzahnbürste eine sehr gute Reinigungsleistung und
lässt sich zudem leicht im Alltag anwenden. Wenn Sie
lieber eine Handzahnbürste verwenden, dann empfehlen
wir einen ergonomisch geformten und verstärkten
Griff aus Schaumstoff oder einen für Sie individuell
angefertigten Griff aus Silikon.
Das optimale, tägliche Zahnpflege-Programm für Menschen
mit körperlichen Behinderungen:
Dreh- und Angelpunkt der Zahn- und Mundgesundheit
von Menschen mit körperlichen Behinderungen ist das
häusliche individuell auf von der Dentalhygienikerin
abgestimmte und gemeinsam trainierte Pflegeprogramm.
Morgens
1. Vor dem Frühstück Zähneputzen.
Warum?
Viele Bestandteile unseres Frühstücks sind zwar gesund,
etwa Orangen- oder Grapefruit-Saft, enthalten aber
auch Säure, die Ihren Zahnschmelz weich macht. Wenn
Sie also unmittelbar nach dem Frühstück Ihre Zähne
putzen, werden Partikelchen vom Zahnschmelz (Hydroxylappatit)
abgetragen. Das macht die Zähne anfälliger
auf Temperatur-Empfindlichkeiten und Putzdefekte,
zudem wird das Kariesrisiko erhöht.
2. Zunge mit Zungenschaber reinigen.
3. Nach dem Frühstück Mundspüllösung mit Fluoriden
verwenden.
Mittags
Zahnpflegekaugummi oder Zahnpflegepastillen mindestens
25 Minuten lang kauen. Das erhöht die Speichelproduktion
und vermindert Säureattacken auf Zahnschmelz
und Zahnfleisch. Alternativ können Sie auch
eine fluoridhaltige Mundspüllösung verwenden.
Abends
1. Wenn manuell möglich, alle Zahnzwischenräume mit
Interdentalbürsten, Zahnseide oder ggf. mit Superfloss
reinigen.
2. Zähne mit der für Sie empfohlenen Zahnbürste (z.B.
elektrische Schallzahnbürste), Putztechnik und Zahncreme
reinigen, dabei auf geringen Anpressdruck achten.
3. Nach dem Reinigen nicht mit Wasser ausspülen – nur
ausspucken. Die Wirkstoffe der Zahnpasta – wie z. B.
Fluoride, antibakterielle Stoffe u. a. – werden erst nach
ca. 4 - 5 Minuten aktiv.
4. Zunge mittels Zungenschaber reinigen. Hierfür strecken
Sie die Zunge weit heraus, atmen durch die Nase,
damit Sie den Würgereflex unterdrücken, und ziehen
von hinten ganz leicht den Zungenschaber über den
Zungenrücken nach vorne an die Zungenspitze. Wiederholen
Sie diesen Vorgang zwei- bis dreimal.
1 – 2 mal wöchentlich können Fluorid-Gels oder Calcium-
Gels zu einer ausreichenden Stärkung des Zahnschmelzes
beitragen. Fluoridhaltige Mundspüllösungen
sorgen zusätzlich für eine Anreicherung von Fluoriden in
der Mundhöhle.
Ganz wichtig dabei: Fluoride und Calcium können nur
an sauberen Zähnen wirken. Deshalb ist eine intensive
häusliche Zahnreinigung vorab notwendig.
In unserer Praxis halten wir viele Zahnpflegeprodukte für Sie
bereit. Sprechen Sie uns einfach an.
Wir beraten Sie gerne.
Unser Tipp: Bei Blutungen des Zahnfleisches können
temporär Chlorhexidinhaltige (CHX) Mundspüllösungen
ohne Alkohol angewendet werden. Dieser Wirkstoff
wirkt antibakteriell gegen entzündungsverursachende
Bakterien und wird nicht im Körper angereichert.
Ganz wichtig: Verwenden Sie im Zusammenhang mit
CHX-haltigen Mundspüllösungen immer Zahncremes
ohne Sodyum-Lauryl-Sulfate (SLS), da diese die Wirkung
des CHX auflösen.
Pflegetipps für festsitzenden und herausnehmbaren
Zahnersatz:
Die Haltbarkeit von festsitzendem oder herausnehmbarem
Zahnersatz und Ihre Mundgesundheit kann mit
gründlicher Pflege und regelmäßiger professioneller
Zahnreinigung merklich verbessert werden. Durch Ihre
tägliche Mitarbeit erzielen Sie Langzeiterfolge und eine
perfekte Mundhygiene.
Hier einige wertvolle Tipps für Ihre häusliche Pflege:
• Reinigen Sie festsitzenden Zahnersatz am besten mit
einem Ultraschallreiniger, einer Prothesenbürste, einer
Zahnbürste oder mit einem Wattestäbchen.
• Lassen Sie Vollprothesen, Teilprothesen und Teleskoparbeiten
immer mindestens 10 Minuten vor der
Reinigung trocknen, dann sind die Zahnbeläge besser
sichtbar.
• Das Weichgewebe in Ihrem Ober- und Unterkiefer
bleibt straff und gut durchblutet, wenn Sie es täglich
mit einer weichen Zahnbürste massieren und ein
Pflege-Gel verwenden.
• Vollprothesen und Teilprothesen mit Steg lassen sich
am besten mit einer Prothesenbürste, Zahncreme und
einem Ultraschallbad reinigen. Von Prothesenreinigern
– wie z. B. verschiedene Reinigungstabs – raten wir ab,
da diese den Kunststoff oberflächlich angreifen.
• Teleskopprothesen mit einer so genannten Monobüschel-
Zahnbürste (z. B. Curaprox, erhältlich in unserem
HOB-Shop) oder einem Wattestäbchen reinigen, da die
Außenteleskope (Außenkronen) sehr schwer mit einer
herkömmlichen Bürste zu erreichen sind.
• Implantatprothesen werden wie Teleskopprothesen
optimal mit einer Monobüschel-Zahnbürste oder einem
Wattestäbchen gereinigt. Damit die Implantate im Kieferbereich
keine Entzündungen verursachen, empfehlen wir
zusätzlich die Verwendung von speziell beschichteten
Interdentalbürsten und eines Pflege-Gels.
Weitere Tipps zur schonenden Mundhygiene aus der
Natur-Apotheke:
Ölziehen – reinigend und ausleitend
Nehmen Sie morgens gleich nach dem Aufstehen einen
Schluck kaltgepresstes Oliven- oder Sonnenblumenöl
in Ihren Mund und ziehen Sie dieses 5 Minuten lang
durch Ihre Zähne. Dieses emulsionsartige Öl reduziert
entzündungsverursachende Bakterien und nimmt viele
Giftstoffe aus dem Mund- und Rachenraum auf. Weitere
positive Wirkungen dieser natürlichen Methode: Diese
Öle enthalten das für den Zellschutz wichtige Vitamin
E, das über die Ihre Mundschleimhaut in den Körper
geleitet wird und freie Radikale abfängt.
Ganz wichtig:
Das Öl danach wieder ausspucken und auf keinen Fall
schlucken!
Sole-Spüllösung – natürlich antibakteriell
Besorgen Sie sich hochwertige Himalaya-Salzkristalle
(z.B. aus dem Reformhaus) und füllen Sie ein Glas zur
Hälfte mit den Steinen und zur Hälfte mit Wasser. Mit
dieser über Nacht angesetzten Solelösung können Sie
den Mund mehrmals am Tag ca. 1 Minute lang spülen.
Das wirkt antibakteriell und ist ein ganz natürliches
Heilmittel. Wichtig auch hier: die Sole-Lösung nach dem
Spülen wieder ausspucken.